Dienstag, 21. Juni 2011

"Viel Spaß beim hormonellen Irresein in der kommenden Zeit ;)"
So hat es vor einiger Zeit eine Beraterin für Trans* in Berlin ausgedrückt...Eine Zeitlang dachte ich ja, sie übertreibt, aber jetzt merke ich langsam, was sie meinte. Ich kann nicht mal so genau beschreiben, WAS sich genau verändert hat, ich merke nur, DAS sich was verändert. Sehr sogar. Brustwachstum, Hautbild, Gesichtsveränderung, darüber muss ich nicht viel schreiben, das ist eigentlich hinlänglich bekannt. Aber die inneren Veränderungen, die sind so schwer greifbar. Wahrscheinlich, weil sie bei jedem anders sind, kann sie niemand beschreiben und einen dementsprechend auch nicht darauf vorbereiten. Meine veränderte sexuelle Orientierung hab ich irgendwie früher schon mal erwähnt, aber jetzt kommt mir das vor wie der maximale Ausschlag eines Pendels in eine Richtung. Mit dem bewussten Umgang mit mir selbst, wozu auch das sich selbst annehmen können gehört, hab ich einige alte Muster abgelegt; sehr strikt sogar und gedacht, ich müsste jetzt genau entgegengesetzte Muster annehmen. Aber das eine ist genauso falsch wie das andere. Das Pendel steht in Ruhe in der Mitte, Ich ruhe in mir und versuche, vorurteilslos an das Thema "Beuteschema" ranzugehen. Keine näheren Beschreibungen an dieser Stelle ;)
Was mich wirklich überrascht, ist diese große Emotionalität, die da in mir wächst. Diese Fähigkeit, mitzufühlen. Wenn ich da an früher denke, komme ich mir rückblickend wie ein Stein vor. Aber keiner, der in der Sonne glitzert. 
Leuten, die man nicht kennt, mit einem Lächeln zu begegnen, oder sich eine halbe Stunde über Haare und Frisuren (vorzugsweise die eignen) zu unterhalten, das sind Fähigkeiten, die mich manchmal selbst noch überraschen. Vor allem, das ich es kann...Und das Schöne daran ist, ich will es so weil es sich einfach richtig anfühlt und ich freu mich wahnsinnig, das es endlich so ist.
Die Tränchen bei einem anrührenden Film sind da ja schon fast normal für mich. 
Und dann ist da noch die Wirkung des Androcur...
Der "Schlappschwanz" ist gewollt, und ich freu mich, dass er nicht mehr zuckt, aber die anderen Wirkungen des Andro auf den "Geist", auf die anderen aktiven und kreativen Funktionen des Körpers waren, wie soll ich mal sagen, wenig schön. Als würde man nur noch mit 70 oder 80% Lebenspower durchs Leben gehen, wo doch 100 zu Verfügung stünden.  Ich wusste früh nicht mehr, was ich nachts geträumt hatte, ich war irgendwie immer halb müde, nie genug um den Wunsch zu verspüren, jetzt wäre ein Nickerchen toll, aber immer nah dran. Ausserdem ging auch meine Kreativität zu einem nicht unbedeutendem Teil flöten. Ich konnte nicht mehr schreiben...(HA! Super Ausrede, dass ich so lange nichts von mir hab hören lassen!) Aber ich schreib auch Kurzgeschichten und andere Sachen. Ging alles nicht mehr so recht.
Tja, und darum hab ich das Andro jetzt seit  gut einem Monat auf Anraten meiner PT abgesetzt und kann mich nicht beklagen. Der "Schlappschwanz" ist geblieben, alles andere funktioniert jetzt wieder. Nicht dass sie immer besonders toll wären, aber Träume gehören zur Kreativität dazu und manchmal kann ich was davon verarbeiten. Und ich blogge wieder (juhhu...). Kreativbeispiel:

 Wie Tag und wie Nacht
in der Dämm'rung sich einen
Zwei Herzen sich treffen
umgarnen und tanzen
sich schmiegen und hoffen

Dass Dunkel und Licht

Wege sich brechen
zu finden den Takt
den gemeinsamen Schritt
der Herzen vereint
und Liebe nur meint
©Bettie_Mae 06/11

Noch zwei andere Sachen, ich hab den Mietvertrag für meine neue Wohnung unterschrieben, ab September bin ich Berlinerin: "Arm, aber Sexy." Jenau!
Und die Kasse hat meinen ersten Antrag auf Kostenübernahme für die Elektronadelepilation eiskalt abgeschmettert.  Werde ich wohl selber bezahlen, bevor ich meine ganze Zeit und Nerven in einen Kleinkrieg mit denen investiere.
Bin heut die Karl-Marx-Straße um den U Rathaus Neukölln herum mal hoch und runter spaziert, das ist wie ein Kurzurlaub in der Türkei. Auf der Straße hört man so gut wie nur türkisch, und aus den Autos die vorbei fahren, hört man laute türkische Musik, so wie woanders die Jugendlichen mit donnernden Bässen durch die Gegend fahren.
bis dann und so,
Bettina